Projekthintergrund

Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen. Globaler und demografischer Wandel sowie die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung haben Auswirkungen auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen. Technische und soziale Innovationen werden Produktion und Dienstleistungen weitreichend verändern.

Mit dem Förderprogramm „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ will die Bundesregierung anwendbare Lösungen finden, um Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten und auszubauen, Arbeit wirtschaftlich und sozialverträglich zu gestalten sowie die Produktions- und Dienstleistungsprozesse effizient und umweltgerecht weiterzuentwickeln.

Das Verbundprojekt „ZELIA – Zuhause eigenständig leben im Alter“ ist dabei unter dem Förderschwerpunkt „Forschung“ eingeordnet und wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Der Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (PT-DLR) betreut das Projekt während der Förderphase fachlich und organisatorisch.

Die demografische Entwicklung stellt die Gesellschaft vor vielfältige Aufgaben. Auch in der Region Bocholt sind die Auswirkungen bereits spürbar. Familienstrukturen lösen sich räumlich weiter auf, die Anzahl der Senioren-Einpersonenhaushalte ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen und die familiären Unterstützungsnetzwerke sind nicht mehr so eng gestrickt wie früher.

Die Menschen werden immer älter und auch in Bocholt erwartet man einen enormen Anstieg der Anzahl hochaltriger Senioren (80+). Ausgehend vom Jahr 2010 wird ein Anstieg von +68% auf dann 5.700 Personen über 80 Jahren prognostiziert.  Aufgrund der höheren Lebenserwartung, ist davon auszugehen, dass es in Zukunft vor allem die Frauen sind, die vor der Herausforderung stehen werden alleine in ihrer Wohnung oder ihrem Haus zu leben.

Diese zunehmende Singularisierung im Alter birgt die Gefahr, dass Unfälle in der eigenen Wohnung häufig nicht sofort bemerkt werden, und Hilfe vielleicht nicht rechtzeitig geleistet werden kann. Hinzu kommt die schleichende Entwicklung von Krankheitsbildern wie Demenz oder Parkinson, die erst einmal unentdeckt voranschreiten können. Des Weiteren besteht beim Großteil der deutschen Bevölkerung und auch bei Menschen mit Pflege- und Hilfebedarf weiterhin der Wunsch so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden  zu leben.

Oftmals kann diesem Wunsch mit der Hilfe aus der Familie und der zusätzlichen Unterstützung von ambulanten Diensten entsprochen werden. Auch technologische Infrastrukturen, die sicherstellen, dass in Notsituationen rasch Hilfe für die Bewohner organisiert werden kann, können einen Beitrag dazu leisten, dass ältere Menschen länger und selbständig in ihren Wohnungen leben können.

Bisherige klassische Hausnotrufsysteme und AAL-Lösungen (Ambient Assisted Living) haben aber entscheidende Nachteile. Beim klassischen Hausnotrufsystem ist eine Aktivierung des Nutzers nötig, damit der Notruf abgesendet wird. Ist der Nutzer –z.B. durch Ohnmacht – nicht mehr in der Lage den Notruf abzusenden bleibt der Notfall unentdeckt.

Bei anderen Notrufsystemen muss der Nutzer einmal am Tag einen Knopf drücken und dadurch bestätigen, dass alles in Ordnung ist. Tritt der Notfall kurze Zeit nach der Bestätigung ein, kann es sein, dass dieser bis zum nächsten Tag unentdeckt bleibt.

Die Entwicklung von AAL-Systeme wird in den letzten Jahren vermehrt in der wissenschaftlichen und marktorientierten Forschungslandschaft verfolgt. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und der Kosten- und Ressourcenproblematik im Gesundheits- und Sozialbereich erscheinen für eine zunehmende Anzahl betroffener Menschen Wohnen und Pflege in der gewohnten häuslichen Umgebung als attraktive Alternative zur stationären Unterbringung. Die bisherigen Systeme sind allerdings kaum praktikabel, für den größten Teil der Bevölkerung nicht finanzierbar und bedeuten einen erheblichen technischen und baulichen Aufwand zur Installation. Durch Sensoren- und Kamera-Systeme kann ein Notfall vielleicht schneller erkannt werden, doch bedeuten sie auch einen enormen Eingriff in die Privatsphäre der Betroffenen. Auch hier gibt es noch viele ungeklärte Fragen in Bezug auf die rechtliche und ethische Einordnung von AAL-Systemen.

Die Idee hinter dem ZELIA-Projekt unterscheidet sich zu den bisherigen AAL-Systemen darin, dass nur kleine technische Installationen notwendig sind und im Gegensatz zu den jetzigen Hausnotrufsystemen darin, dass die Zeitspanne bis zur Alarmierung deutlich reduziert wird.